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Wie ich zum Yoga kam


Der Weg des Yoga ist einzigartig. Yoga ist einzig und alleine eine Erfahrung

und die muss man erleben, um sie zu kennen.

(Patanjali, indischer Gelehrter, Verfasser des Yogasutra)


New York, Brooklyn-Bridge
New York, Brooklyn-Bridge

Lobeshymnen über Yoga gibt es schon genug - zu Recht! Dennoch oder gerade deshalb habe auch ich etwas darüber sagen. Soviel schon einmal vorneweg, mein Yoga-Motto lautet: "Alles in gesundem Maß", was heißt, dass man nicht unbedingt in Askese leben muss, um ein guter Yogi zu sein.

 

Wie ich zum Yoga kam? Da war zum einen mein ehemaliger anthroposophischer Chef, der die spirituelle Seite in mir weckte und zum anderen eine Kollegin, die mich dazu animierte einen Yogakurs zu besuchen. Nun war es so, dass ich einmal wöchentlich über einen Zeitraum von drei Jahren einen Kurs besuchte mit einer Yogalehrerin, die, wie es der Zufall so wollte, später auch eine meiner Dozentinnen wurde.

Und ja, ich kann sagen, dass sich in dieser Zeit mein Wesen veränderte. Dass nicht nur die körperlichen Übungen (Asanas), sondern auch das richtige Atmen (Pranayama) und die Tiefenentspannung (Yoga Nidra) dazu beitrugen, muss ich wohl nicht erwähnen. Doch in welcher Hinsicht war ich nicht mehr dieselbe?

 

Einmal davon abgesehen, dass sich durch die Dehnungen und Haltungen mein Körper zum Positiven veränderte, änderte sich auch meine innere Haltung. Manches erlebte ich viel bewusster, viel klarer. Natürlich bedarf es hierzu Übung und zu Beginn war ich nur darauf konzentriert, meinen Körper und meine Atmung in Einklang zu bringen. Im Laufe der Zeit jedoch, wirkte sich das Ganze auch auf meine Seele und meinen Geist aus. Meine Meditation (Gedanken zur Ruhe bringen) hingegen - ich gebe es offen zu - wäre noch ausbaufähig.

 


Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringung der Bewegungen im Geist.

(Patanjali: indischer Gelehrter, Verfasser des Yogasutra)


An was ich außerdem arbeiten sollte, ist meine Gelassenheit, die bekannterweise mit dem Yoga einhergeht. Schon das ein oder andere Mal musste ich mir von Freunden, dem Partner oder der Familie anhören, wenn ich gerade einmal nicht in mir ruhend war: "Aber, du machst doch Yoga"? Ja, natürlich, aber wir Yogis sind doch auch nur Menschen! Yoga hin oder her, wer kann schon von sich behaupten, dass, wenn es einmal auf dem Arbeitsplatz etwas stressiger zugeht oder es Auseinandersetzungen in Beziehungen oder der Familie gibt, immer gelassen durch die Gegend "schwebt". Ich denke, dazu müsste man wirklich erleuchtet sein oder asketisch in einer Höhle leben. Und selbst da würde einem vielleicht die Mücke an der Wand stören.

 

Was ich aber für mich verbuchen kann, ist, dass ich seither nicht mehr so nachtragend bin, dass ich nicht mehr so lange Groll hegen und immer das Positive an bzw. in den Menschen sehen will. Zudem versuche ich, nicht alles so persönlich zu nehmen. Das lässt mich dann auch wieder schneller zur Ruhe kommen und somit - gelassener werden. Mehr dazu im Blogartikel Die Suche nach dem passenden Yogastil. Oder hängt das mit der Reife des Alters zusammen?

 

Wie auch immer, dass ich mich manchmal in Geduld üben müsste, steht auf einem anderen Blatt.



Nichts ist entspannter als das, was kommt.

(Dalai Lama)


Als ich mich beruflich veränderte und meine Priorität darauf setzen musste, pausierte ich für etwa ein Jahr den Kurs. Dennoch begleitete mich Yoga weiterhin gedanklich. Ab und zu schaffte ich es sogar, es zu praktizieren. Zumindest so, wie ich es noch aus dem Kurs in Erinnerung hatte. Natürlich war dies nicht so effektiv. Aber ich war mir sicher, dass dafür wieder meine Zeit kommen bzw. Yoga später mein Leben begleiten würde.

 

Tatsächlich trug es sich so zu, dass ich von einer Yoga-Lehrer-Ausbildung erfuhr an dem Ort, an dem ich lebte. Nun wusste ich, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, um mich wieder intensiver mit Yoga zu befassen. Die Vorstellung es wieder richtig ausüben zu können und auch noch etwas über seine Philosophie zu erfahren, erfüllte mich mit großer Freude. Nachdem ich mich zum Lehrgang angemeldet hatte,  konnte ich nicht einmal erahnen was mir das für die Zukunft bringen würde.

 


Wer Yoga übt, entfernt das Unkraut aus dem Körper, sodass der Garten wachsen kann.

 (B. K. S.  Iyengar, Erfinder des Iyengar-Yoga)

 


Dass sich seit meiner Ausbildung in Sachen Yoga immer wieder Türen öffnen, nachdem ich einen Stein ins Rollen bringe und ihn loslasse, erstaunt mich heute noch. Andererseits, ist es nicht so, dass wenn man etwas loslässt, es um so schneller zurück kommt? Wie einfach das Leben doch wäre, wenn man es immer so handhaben könnte.

 

Nunmehr bin ich seit 2008 nebenberuflich als Yogalehrerin tätig. Und dies mit Leidenschaft. Und ja, auch wie in einer guten Beziehung ist dahin gehend eine gewisse Routine eingekehrt. Trotzdem verspüre ich bei nicht routinemäßigen Workshops  (was zeitlich begrenzt bisher noch nicht so oft vorgekommen ist), noch leichtes Lampenfieber. Und das ist auch gut so.

 

Geschrieben von einer Yogini, die auf dem Boden geblieben ist.

 


Namasté,

Eure Tanja